31.10.2009
Russland diskutiert mögliche Wiedereinführung der Todesstrafe
Als Russland vor 10 Jahren ein Moratorium für die Todesstrafe ausgesprochen hat, wurde dies an die Bedingung geknüpft, dass es in allen Teilen des Landes Geschworenengerichte geben müsse. Wenn Tschetschenien diese nun mit Beginn des Jahres 2010 einführt, ist die Bedingung erfüllt und Russland könnte zur Vollstreckung der Todesstrafe zurückkehren. Nach einer entsprechenden Anfrage durch den Obersten Gerichtshof wird erwartet, dass das Verfassungsgericht am 9. November über diese Frage entscheidet. Die Mehrheit der Bevölkerung ist laut Umfragen für die Todesstrafe, obwohl fast jeder zweite der Befragten davon ausgeht, dass die Gerichte ungerechte Urteile fällen.
29.10.2009
Nigeria: Entführer nicht durch drohende Todesstrafe abgeschreckt
Nur rund zwei Wochen, nachdem der Gouverneur des nigerianischen Staates Ebonyi ein Gesetz unterzeichnet hat, das Entführung und Geiselnahme unter Todesstrafe stellt, haben drei Täter den siebenjährigen Jungen eines Bankiers entführt.
29.10.2009
USA: Mutmaßlicher Spion könnte zum Tod verurteilt werden
Der 52-jährige Wissenschaftler Stewart N. ist in den Vereinigten Staaten wegen des Verdachts auf Spionage festgenommen worden. Er soll bereit gewesen sein, geheime Informationen über die nationale Verteidigung für 2 Millionen Dollar zu verkaufen. Wegen Steuerbetrugs schuldet der Forscher dem Staat 250.000 Dollar. Die Anschuldigungen werden als äußerst schwerwiegend bezeichnet und könnten im schlimmsten Fall die Todesstrafe nach sich ziehen.
28.10.2009
Texas: Anklage gegen Robert Springsteen fallen gelassen
Wegen nicht identifizierbarer DNA-Spuren wurde die Anklage gegen Michael Scott und Robert Springsteen im sogenannten Joghurtshop-Mord nun fallen gelassen. Die beiden Männer hatten für die angebliche Ermordung von vier Teenagern über sechs Jahre im Gefängnis verbracht, Robert Springsteen fünf Jahre davon im Todestrakt. Im Juni waren die Männer auf Kaution entlassen worden. Springsteen ist damit der 139. zum Tod Verurteilte, der in den USA seit Beginn der 70er Jahre als nicht schuldig freigelassen wurde.
28.10.2009
Kalifornien: Todesstrafe wegen besserer Haftbedingungen?
Der in Kalifornien wegen Mordes bereits zu einer 45-jährigen Haftstrafe verurteilte Billy Joe Johnson hat gegen den Willen seiner Anwälte die Todesstrafe beantragt, weil die Haftbedingungen im Todestrakt besser seien als in seiner gegenwärtigen Lage. Dazu hat er noch zwei weitere Morde gestanden. Der 46-Jährige war Mitglied einer rassistischen Vereinigung.
Weitere Informationen:
27.10.2009
Ohio: Mediziner helfen nicht beim Hinrichtungsprotokoll
Nach dem missglückten Hinrichtungsversuch an Romell Broom vor sechs Wochen hat der US-Bundesstaat Ohio nun Schwierigkeiten medizinsches Personal zu finden, das bereit ist für Hinrichtungen beratend zur Verfügung zu stehen. Ärzten sowie Krankenschwestern etc. ist aus ethischen Gründen eine Mitwirkung an der Tötung von Menschen untersagt. Dem Hinrichtungsteam war es im Fall Broom nicht gelungen, dem Delinquenten die Injektionsnadeln zu setzen, und die Exekution war nach zweieinhalb Stunden und fast 20 Einstichversuchen abgebrochen worden.
27.10.2009
Texas: Reginald Blanton hingerichtet
In Huntsville, Texas, wurde am Dienstagabend der 28-jährige Reginald Blanton mit einer tödlichen Injektion hingerichtet. Er war zum Tod verurteilt, weil er im Jahr 2000 einen 22-jährigen Mann beraubt und erschossen haben soll. Blanton bekräftigte immer wieder seine Unschuld, allerdings war Schmuck des Opfers bei ihm gefunden worden. Seine Berufungsanwälte kritisierten, im ursprünglichen Prozess seien Afro-Amerikaner in unfairer Weise als Geschworene ausgeschlossen worden. Das Todesurteil wurde vollstreckt, nachdem der Supreme Court knapp zwei Stunden zuvor letzte Berufungsanträge abgelehnt hatte.
26.10.2009
Mann in Saudi-Arabien hingerichtet
Am Montag wurde in der Nähe von Mekka ein Mann enthauptet. Eid bin Mifrih al-Zahrani war zum Tod verurteilt, weil er in einem Streit seinen Cousin erschossen haben soll. Es war die 56. Hinrichtung in Saudi-Arabien in diesem Jahr. 2008 wurden über 100 Todesurteile vollstreckt. Mord, Vergewaltigung, Raub, Drogenschmuggel oder Abfall vom Glauben können in Saudi-Arabien mit dem Tod bestraft werden.
25.10.2009
Nigeria: Sechs zum Tod Verurteilte begnadigt
Der Gouverneur des nigerianischen Staates Jigawa hat acht Gefangene begnadigt, darunter sechs zum Tod Verurteilte. Sale Dagayya, Isa Mato, Shabe Alhaji Galadima, Haruna Alhaji Galadima, Amadu Idi und Sambo Alhaji Galadima waren wegen schuldhafter Tötung zum Tod durch Erhängen verurteilt gewesen.
22.10.2009
China: Vier Tibeter hingerichtet
Vier Tibeter sollen in Lhasa hingerichtet worden sein, und zwar für ihre angebliche Beteiligung an den Unruhen im Frühjahr 2008. Das Tibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie sowie das tibetische Parlament im Exil verurteilen die Exekution. Die Hingerichteten wurden als Lobsang Gyaltsen (27) aus Lhasa, Loyak (25) aus Tashi Khang, Gemeinde Shol, Lhasa, und Penkyi (21) aus dem Kreis Sakya genannt. Die Identität der vierten Person ist nicht bekannt.
Weitere (deutschsprachige) Informationen:
Das Tibetische Parlament-im-Exil bedauert zutiefst die Hinrichtung von vier Tibetern
China bestätigt erstmals offiziell Hinrichtung von Tibetern nach Unruhen in Lhasa 2008
21.10.2009
Georgia: Mark McClain hingerichtet
Am Dienstagabend wurde im US-Bundesstaat Georgia der 42-jährige Mark McClain mit einer tödlichen Injektion hingerichtet. McClain hatte 1994 bei einem Raubüberfall auf eine Pizzeria den Inhaber des Geschäftes erschossen und etwa 130 Dollar erbeutet. Es war die dritte Hinrichtung in Georgia in diesem Jahr. 106 Männer und eine Frau warten hier auf ihre Hinrichtung.
21.10.2009
Am Mittwochmorgen sollen im Evin-Gefängnis in Teheran vier Männer wegen Mordes gehängt worden sein. Ebenso wurde das Todesurteil an Soheila Ghadiri vollstreckt. Die 30-jährige Frau war zum Tod verurteilt, weil sie vor drei Jahren ihr Neugeborenes getötet hatte. Nach dem Tod ihres Mannes war sie als Prostituierte tätig und drogenabhängig. Sie ist HIV-positiv und hat Hepatitis. Um ihrem Kind ein ähnliches Schicksal zu ersparen, hatte sie das Kind fünf Tage nach der Geburt getötet. Die für heute ebenfalls angesetzte Hinrichtung des zur Tatzeit minderjährigen Safar Angooti wurde um einen Monat aufgeschoben.
20.10.2009
Das Death Penalty Information Center in Washington belegt mit einer aktuellen Studie, dass die Todesstrafe gerade in der Zeit der Wirtschaftskrise ein Problem darstellt, da sie erheblich teurer ist als eine lebenslange Haftstrafe. Bis zu 30 Millionen Dollar kann ein einzelner Todesstrafen-Fall kosten. Die hohen Summen erklären sich vor allem durch den immensen Prozessaufwand mit jahrelangen Verfahren und Berufungen. Richard Dieter, Leiter des US-Informationszentrums zur Todesstrafe, hält die Beibehaltung dieser Strafform in den USA für absurd, angesichts des allgemeinen Wirtschaftsklimas. Gleichzeitig warnt der Experte vor Sparmaßnahmen in Todesstrafen-Prozessen. Das würde zwangsläufig das Risiko der Hinrichtung Unschuldiger weiter erhöhen.
Weitere (deutschsprachige) Informationen:
24 Millionen Dollar für jede Hinrichtung
Die Studie des Death Penalty Information Centers:
Smart on Crime - Reconsidering the Death Penalty in a Time of Economic Crisis
Reconsidering the Death Penalty in a Time of Economic Crisis - Executive Summary
16.10.2009
Texas: Geschworene bezweifelt Richtigkeit des Urteils im Willingham-Prozess
Zum ersten Mal hat sich nun ein Mitglied der Jury mit Zweifeln zu Wort gemeldet, was die Richtigkeit der Verurteilung Cameron Todd Willingham betrifft. Dorenda Brokofsky wird von dem Gedanken verfolgt, sie könne als eine der Geschworenen im Willingham-Prozess einen Unschuldigen zum Tod verurteilt haben. Auch sei sie damals überrascht gewesen, als Geschworene nicht abgelehnt worden zu sein, da ihre Familie in enger Verbindung stand zu dem Brandschutzsachverständigen, der im Prozess aussagte.
Drei Experten-Untersuchungen haben inzwischen festgestellt, dass das Feuer, dem drei Kinder Willinghams zum Opfer fielen, wahrscheinlich keine Brandstiftung, sondern ein Unfall war. Eines dieser Gutachten erreichte den texanischen Gouverneur anderthalb Stunden, bevor Willingham 2004 hingerichtet wurde. Das jüngste Gutachten sollte durch eine Untersuchungskommission geprüft werden. Gouverneur Perry entließ kürzlich vier Mitglieder der Kommission, bestreitet aber eine damit verbundene politische Absicht. Perry sowie Willingshams Schwager und sein Prozessanwalt sind nach wie vor von der Schuld Willinghams überzeugt.
Weitere Informationen:
16.10.2009
Einem Briten droht in China Hinrichtung für Heroinschmuggel
Der 53-jährige Akmal Shaikh, britischer Staatsbürger, hat seine letzte Berufung verloren und steht vor seiner Hinrichtung. Er ist in China wegen Besitzes von vier Kilogramm Heroin zum Tod verurteilt worden. Die Gesetzgebung Chinas sieht bereits bei einer Menge über 50 Gramm des Rauschgifts die Todesstrafe vor. Für die Exekution fehlt nur noch die Bestätigung des Obersten Volksgerichtes in Peking. Der Fall beschäftigt seit Wochen die britischen Medien und auch Regierungschef Gordon Brown hat sich für den Verurteilten eingesetzt. Es gibt die Vermutung, dass der gebürtige Pakistaner ohne sein Wissen als Drogenkurier benutzt wurde.
16.10.2009
Uganda: Todesstrafe für Homosexualität gefordert
Ein Abgeordneter der Regierungspartei hat am Dienstag einen Gesetzentwurf eingebracht, nach dem Homosexualität mit Minderjährigen oder Behinderten sowie Homosexualität von HIV-Positiven mit dem Tod bestraft werden soll. "Normale" homosexuelle Handlungen sollen wie bisher mit lebenslanger Haftstrafe geahndet werden. Als weitere Straftaten in dem Zusammenhang sollen Werbung für Homosexualität, das Führen eines "homosexuellen Haushaltes" oder Unterstützung von Homosexualität verfolgt werden.
Weitere Informationen:
Ugandans speak out against anti-homosexual death penalty bill
Weitere (deutschsprachige) Informationen:
16.10.2009
China: Ein Dutzend Todesurteile in Uiguren-Prozessen
Nachdem am Montag die ersten sechs Todesurteile gegen Uiguren verhängt worden waren, die für die blutigen Unruhen im Juli verantwortlich gemacht werden, fällte das Gericht am Donnerstag sechs weitere Todesurteile. Drei davon werden für zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt und können danach in lebenslange Haftstrafe umgewandelt werden. Die beiden Verfahren sind der Auftakt einer ganzen Prozess-Serie, bei der insgesamt 430 während der Unruhen Verhaftete abgeurteilt werden sollen.
Weitere (deutschsprachige) Informationen:
15.10.2009
Gambia will Hinrichtungen wieder aufnehmen
Wie der Leiter der Staatsanwaltschaft von Gambia verlauten ließ, will der westafrikanische Staat die Vollstreckung von Todesurteilen wieder aufnehmen. Wegen Mordes zum Tod Verurteilte, die ihre Berufungen ausgeschöpft haben, sollen in Kürze durch Erhängen hingerichtet werden. Die Galgen im staatlichen Zentralgefängnis würden zur Zeit auf ihre Funktionalität geprüft. Der Staatspräsident Gambias hatte Ende September erklärt, man wolle wegen der hohen Kriminalitätsrate die Todesstrafe wieder anwenden. Laut Amnesty International wurden in Gambia in den 80er Jahren die letzten Todesurteile vollstreckt, 15 Häftlinge sollen Ende 2008 im Todestrakt gewesen sein. Es gibt allerdings auch Stimmen, dass es nach den 80er Jahren Hinrichtungen gegeben habe, die aber von Gambia geheim gehalten worden seien.
14.10.2009
Nigeria: Todesstrafe für Entführung
Der nigerianische Staat Ebonyi hat die Todesstrafe für Entführung und Geiselnahme eingeführt. Der Gouverneur des im Südosten Nigerias gelegenen Staates unterzeichnete am Dienstag ein entsprechendes Gesetz. Er versprach dazu den Einwohnern von Ebonyi, er werde binnen 48 Stunden nach einem Todesurteil den Hinrichtungsbefehl unterschreiben. Es werde keine Gnade geben.
14.10.2009
Texas/USA: Weiterhin Diskussionen um den Willingham-Fall
Der texanische Gouverneur Rick Perry, der in seiner Amtszeit über 200 Todesurteile unterzeichnet hat, entließ am Wochenende eine vierte Person aus dem Untersuchungsausschuss im Fall Cameron Todd Willingham. Die amerikanischen Medien gewinnen den Eindruck, dass Perry einen Großteil der Kommission entlassen hat, weil ihm die Richtung der Untersuchung des Willingham-Falles missfallen dürfte. Willingham war 2004 wegen tödlicher Brandstiftung hingerichtet worden. Namhafte Sachverständige erklären, dass es keine Hinweise auf Brandstiftung gebe. Ein solches Gutachten wurde Perry anderthalb Stunden vor Willinghams Hinrichtung zugestellt, dennoch gewährte der Gouverneur keinen Aufschub.
Weitere Informationen (CNN-Berichte bei YouTube):
CNN AC360 Oct 13, 2009: Todd Willingham Execution and Rick Perry's Cover Up
CNN AC360 Oct 14, 2009: More on Rick Perry's Cover Up in Todd Willingham Case
14.10.2009
USA: Zwei Drittel der Bürger für die Todesstrafe
Nach der aktuellen Gallup-Umfrage sprechen sich 65 Prozent der Befragten für die Todesstrafe aus. Fast die Hälfte der Befragten möchte sie häufiger angewendet sehen, während 31 Prozent gegen Hinrichtungen sind. 59 Prozent gehen davon aus, dass in den letzten fünf Jahren mindestens ein Unschuldiger exekutiert worden sei. Die Zustimmung zur Todesstrafe liegt bei den Republikanern bei rund 80, bei den Demokraten bei nur 48 Prozent. Befragt wurden gut 1000 erwachsene US-Bürger.
Weitere Informationen:
14.10.2009
Malaysia: Hochschwangere Frau beim Drogenschmuggel erwischt
Eine hochschwangere Philippinerin ist auf einem Flughafen in Malaysia wegen Drogenschmuggels verhaftet worden. Sie trug eine Weste, die mit zwei Kilogramm flüssigem Kokain getränkt war, das einen Schwarzmarktwert von über 90.000 Euro hat. Die 24-Jährige soll für einen internationalen Rauschgiftring auf dem Weg nach Vietnam gewesen sein. Über 13.000 Menschen sollen in Malaysia in diesem Jahr bereits wegen Verdachts auf Drogenschmuggel verhaftet worden sein. Aufgrund der strengen Gesetze droht vielen Angeklagten die Todesstrafe.
12.10.2009
Sudan: Todesurteile im Fall des US-Diplomaten bestätigt
Ein sudanesisches Gericht hat das Todesurteil für vier Islamisten bestätigt, die im Januar 2008 den US-Gesandten John Granville und seinen sudanesischen Fahrer erschossen haben sollen. Im August war das Strafmaß von einem Berufungsgericht aufgehoben und das Verfahren zurück an die Vorinstanz verwiesen worden.
11.10.2009
Iran: Hinrichtung eines Minderjährigen
Am Sonntagmorgen soll im Evin-Gefängnis von Teheran der 21-jährige Behnoud Shojaee gehängt worden sein. Er hatte als 17-Jähriger einen anderen Jungen mit einer Glasscherbe erstochen, nachdem dieser ihn mit einem Messer bedroht hatte. Laut Angabe eines hochrangigen Justizvertreters habe man die Familie des Täters nicht davon überzeugen können, das Blutgeld zu zahlen, mit dem die Hinrichtung hätte verhindert werden können. Die Vollstreckung von Todesurteilen an zur Tatzeit Minderjährigen ist durch Internationales Recht verboten.
Am Dienstag soll ein Mann namens Rahim Mohammadi in Tabriz im Nordosten Irans gehängt worden sein. Er sei zum Tod verurteilt worden wegen analer Vergewaltigung und Ehebruchs, so sein Anwalt. Seine Frau sei ebenfalls zum Tod verurteilt wegen Ehebruchs und könnte schon bald gesteinigt werden.
Weitere Informationen:
A man was hanged in Iran yesterday - His wife could be facing death by stoning soon
10.10.2009
Mehr Hinrichtungen in weniger Ländern
Anlässlich des Internationalen Tages gegen die Todesstrafe am 10. Oktober erklärt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International, dass weltweit zwar immer mehr Staaten auf die Todesstrafe verzichten, jedoch die Zahl der Hinrichtungen in den die Todesstrafe praktizierenden Ländern ansteige. So hat sich die Anzahl der Exekutionen, von denen Amnesty Kenntnis hat, von 2007 auf 2008 fast verdoppelt, die Menge der Todesurteile fast verdreifacht. Über 90 Prozent der Todesurteile wurde in China, im Iran, in Saudi-Arabien, Pakistan und den USA vollstreckt. Weltweit warten mehr als 20.000 Menschen in Gefängnissen auf ihre Exekution. Derzeit halten noch 58 Länder an der Todesstrafe fest. In 139 Staaten ist sie per Gesetz abgeschafft oder wird in der Praxis nicht mehr angewendet.
10.10.2009
China: Todesurteil für Prügelei mit tödlichem Ausgang
In China wurde ein Mann für seine Beteiligung an einer tödlichen Prügelei in einer Spielzeugfabrik zum Tod verurteilt. Ein weiterer Mann bekam eine lebenslange Haftstrafe und neun Angeklagte erhielten mehrjährige Gefängnisstrafen. Die Angestellten der Firma hatten einen Angriff auf uigurische Mitarbeiter verübt, bei denen zwei Männer zu Tode kamen. Hintergrund des Angriffs waren Gerüchte, die Uiguren hätte eine Mitarbeiterin vergewaltigt. Der Vorfall war der Auslöser für die blutigen Unruhen zwischen Uiguren und Han-Chinesen Anfang Juli, die fast 200 Menschen das Leben kosteten.
09.10.2009
Proteste gegen Hinrichtungen in Weißrussland
Eine von Amnesty International organisierte Aktion fand am Donnerstag in Moskau statt. Vor der Botschaft Weißrusslands versammelten sich Aktivisten mit schwarzen Masken und Schlingen um den Hals, um gegen die Todesstrafe zu protestieren. Konkreter Anlass war die kürzlich erfolgte Ablehnung der Berufung eines wegen sechsfachen Mordes zum Tod verurteilten Mannes. Amnesty fordert den Präsidenten auf, dessen Leben zu schonen. Lukashenko hat in den vergangenen 15 Jahren allerdings nur ein einziges Mal Gnade gewährt. Weißrussland ist das einzige Land in Europa, in dem die Todesstrafe noch praktiziert wird.
Weitere (deutschsprachige) Informationen:
09.10.2009
Alabama: Max Payne hingerichtet
In Alabama wurde am Donnerstag der 38-jährige Max Landon Payne mit einer tödlichen Injektion hingerichtet. Er hatte das Todesurteil für die 1992 verübte Entführung und Ermordung eines Ladenbesitzers erhalten. Payne unternahm keine letzten juristischen Versuche, seine Hinrichtung zu verhindern. Seinem Wunsch, als Organspender in seinem Tod anderen Menschen helfen zu können, wurde nicht entsprochen - aufgrund medizinischer Fragen, wie die Gefängnisbehörde mitteilte.
08.10.2009
Weltweite Abschaffung der Todesstrafe gefordert
Anlässlich des Welttages gegen die Todesstrafe, der in vielen Ländern am 10. Oktober begangen wird, fordern die Europäische Union und der Europarat in einer gemeinsamen Erklärung die weltweite Abschaffung der Todesstrafe. Sie widerspreche den Grundrechten, auf denen EU und Europarat aufgebaut seien.
08.10.2009
Iran: Erstes Todesurteil gegen Regierungsgegner
Im Iran soll das erste Todesurteil gegen einen Teilnehmer an den Protesten nach der umstrittenen Wahl im Juni gefällt worden sein. Mohammed-Reza Al-Zamani kann allerdings gegen das Urteil Berufung einlegen. Die Unruhen nach der Präsidentenwahl waren die schwersten seit der Revolution vor 30 Jahren. Über 100 Oppositionelle befinden sich noch in Haft.
Weitere (deutschsprachige) Informationen:
Amnesty befürchtet Hinrichtungswelle im Iran
06.10.2009
Syrien: Zwei öffentliche Hinrichtungen im September
Die italienische Organisation Hands Off Cain berichtet, dass ihren Informationen zufolge Anfang September in Aleppo, Syrien, zwei Männer wegen bewaffneten Raubüberfalls und Mordes öffentlich gehängt worden seien. Ein italienischer Tourist war Zeuge des Geschehens und berichtet, man habe die Gehängten noch mindestens einen Tag zur Abschreckung hängen lassen. Hinrichtungen unterliegen in Syrien üblicherweise absoluter Geheimhaltung, sodass entsprechende Informationen weder in die lokalen Zeitungen noch zu betroffenen Angehörigen gelangen.
06.10.2009
Rick Halperin auf Vortragsreise in Deutschland
(gu) Rick Halperin ist Dozent für Menschenrechte an der Southern Methodist University von Dallas, Texas, und einer der führenden Experten zum Thema Todesstrafe weltweit. Auf Einladung verschiedener Gruppen von Amnesty International wird Halperin in diesen Tagen in Deutschland sprechen.
- Freitag, 9.10.2009, 20 Uhr
IBZ, Kaiserallee 12d, 76135 Karlsruhe - Samstag, 10.10.2009, 20 Uhr
Haus der Diakonie, Raum 035, Büchsenstr. 34, 70134 Stuttgart - Dienstag, 13.10.2009, 18 Uhr
Studierendenhaus der Goethe-Universität, Mertonstr. 26-28, 60325 Frankfurt/M. - Mittwoch, 14.10.2009, 19.30 Uhr
Dominikanerkirche, Salzstraße, 48143 Münster
Weitere Informationen zu Rick Halperin (deutsch und englisch):
SMU-Dozent schreckt im Kampf für Gleichberechtigung vor nichts zurück
06.10.2009
Oklahoma: Zwei Todestrakthäftlinge in die Freiheit entlassen
Yancy Douglas (35) und Paris Powell (36) wurden vergangenen Freitag aus der Haft entlassen, nachdem die Staatsanwaltschaft den Hauptbelastungszeugen für unglaubwürdig erklärt hat. Douglas und Powell saßen fast 15 Jahre im Todestrakt von Oklahoma für die Erschießung einer 14-Jährigen aus einem vorbeifahrenden Auto. Damit steigt die Zahl der unschuldig in den USA aus den Todestrakten Entlassenen auf 138 fälschlich Verurteilte seit Wiederaufnahme der Todesstrafe in den USA in den 70er Jahren.
06.10.2009
Ohio: Aufschub zweier Hinrichtungen
Nach der Mitte September gescheiterten Hinrichtung von Romell Broom hatte das Oberste Gericht Ohios vergangenen Freitag zunächst festgestellt, dass die dort aufgetretenen Probleme kein Grund seien, die für den 8. Oktober geplante Exekution von Larry Reynolds zu verschieben. Ein Bundesgericht setzte die Hinrichtung des 43-Jährigen jedoch am Montag aus. Bedenken gelten einerseits der Tatsache, dass Ohio keine Verfahrensregeln habe für den Fall, dass keine Vene für die Giftinjektion gefunden wird, und andererseits der Kompetenz des Exekutionsteams von Ohio, das bereits mehrfach ähnliche Schwierigkeiten hatte. Am 15. September war die Hinrichtung von Romell Broom nach zweieinhalb Stunden abgebrochen worden, weil es dem Team nicht gelang, die Injektionsnadel in einer Vene zu platzieren.
Nach der Entscheidung des Bundesgerichts verschob Gouverneur Ted Strickland die Vollstreckung der Todesurteile von Larry Reynolds und von Daryl Durr, dessen Hinrichtung am 10. November stattfinden sollte, nun auf das nächste Jahr. Strickland ist zuversichtlich, dass bis Dezember die Unklarheiten beseitigt sind, sodass die für den 8. Dezember geplante Exekution von Kennth Biros erfolgen könne.
Weitere (z.T. deutschsprachige) Informationen:
Court rejects request to delay execution
US-Gericht setzt Hinrichtung wegen Problemen mit Spritze aus
05.10.2009
Texas: Michael Toney bei Autounfall ums Leben gekommen
Einen Monat nach seiner Freilassung kam Michael Toney vergangenen Samstag bei einem Autounfall ums Leben. Der 43-Jährige hatte fast 10 Jahre im Todestrakt gesessen für ein Bombenattentat in der Nähe von Fort Worth, bei dem 1985 drei Menschen ums Leben kamen. Anfang September war Toney auf Kaution entlassen worden, neun Monate nach Aufhebung des Todesurteils. Es war noch unklar, ob die Staatsanwaltschaft den Fall erneut zur Anklage bringen würde. Das Urteil war aufgehoben worden, weil die Staatsanwaltschaft im ursprünglichen Prozess der Verteidigung entlastende Beweise vorenthalten hatte.
03.10.2009
USA: Gefahr für Mumia Abu-Jamal
Mumia Abu-Jamal ist der vielleicht bekannteste Todestraktinsasse der Vereinigten Staaten. Wegen eines 1981 angeblich verübten Polizistenmordes wurde der Journalist in Pennsylvania zum Tod verurteilt. Sein Fall ist äußerst umstritten - es gibt massive Zweifel an seiner Schuld und den Verdacht auf ein rassistisch motiviertes Urteil.
Das Todesurteil Mumia Abu-Jamals war außer Kraft gesetzt worden, jedoch hat die Staatsanwaltschaft die Wiedereinsetzung der Todesstrafe in seinem Fall beantragt. Darüber wird der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten in seiner jetzt beginnenden Sitzungsphase entscheiden. Sollte das Gericht dem Antrag stattgeben, gibt es keine juristische Möglichkeit mehr, dagegen vorzugehen. Die Unterstützer Mumia Abu-Jamals rufen daher einmal mehr zu weltweiten Aktionen auf.
Weitere (deutschsprachige) Informationen:
"Wettlauf gegen den Tod": Mumia Abu-Jamal - FREE MUMIA-Rundbrief
03.10.2009
Jemen: Todesurteil für zwei Pakistaner wegen Drogenschmuggels
Salim Abdulrahim (46) und Ghulam Khan Mohammed (50) wurden im Jemen wegen Drogenschmuggels zum Tod durch Erschießen verurteilt. Zwei weitere Angeklagte erhielten Haftstrafen von 25 Jahren. Die Fischer waren im Mai 2008 in den Hoheitsgewässern Jemens mit fast 1700 Kilogramm Haschisch aufgegriffen worden. Fünf Todesurteile wurden dieses Jahr im Jemen bereits vollstreckt.
Nachrichten des Vormonats finden Sie im Archiv: September 2009