31.10.2024

Bundesregierung schließt alle iranischen Generalkonsulate in Deutschland


Als Reaktion auf die Hinrichtung des deutsch-iranischen Doppelstaatsbürgers Jamshid Sharmahd schließt die Bundesregierung alle drei iranischen Generalkonsulate in Deutschland. Es handelt sich dabei um die diplomatischen Vertretungen in Frankfurt/Main, Hamburg und München, die Botschaft in Berlin bleibe aber vorerst geöffnet. Betroffen sind 32 iranische Konsularbeamte, die ihr Aufenthaltsrecht verlieren und ausreisen müssen, sofern sie keine deutsche Staatsbürgerschaft haben. Die Reaktion auf die Hinrichtung falle damit härter aus als von vielen erwartet, so das Nachrichtenmagazin "Spiegel". Bisher hat die Bundesregierung nur einmal zu einer solchen Strafmaßnahme gegriffen, nämlich gegenüber Russland im Zusammenhang mit dem Angriff auf die Ukraine. Die ohnehin schon stark eingeschränkten deutsch-iranischen Beziehungen sind mit der Schließung der Generalkonsulate auf einem neuen Tiefpunkt angelangt. Bereits nach dem Todesurteil gegen Sharmahd hatte das Auswärtige Amt zwei iranische Diplomaten ausgewiesen. Iran hatte seinerseits mit der Ausweisung derselben Zahl deutscher Diplomaten reagiert. Auch die Europäische Union berät über weitere Sanktionen gegen Iran. Einen iranischen Botschafter gibt es derzeit nicht in Berlin. Der bisherige Botschafter ist im Zuge eines regulären Personalwechsels ausgereist und ein Nachfolger bisher nicht eingetroffen. Nach der Tötung Sharmahds gilt es als unwahrscheinlich, dass zeitnah ein neuer Botschafter entsendet wird.

 

Weitere Informationen:

Iran bestellt deutschen Top-Diplomaten ein

Jamshid Sharmahd
Jamshid Sharmahd

28.10.2024

Iran richtet deutsch-iranischen Staatsbürger Jamshid Sharmahd hin

 

Der deutsch-iranische Doppelstaatsbürger Jamshid Sharmahd ist im Iran hingerichtet worden. Ein Revolutionsgericht hatte ihn im Frühjahr 2023 wegen Terrorvorwürfen verurteilt. Hintergrund dürfte sein Engagement in der iranischen Exil-Oppositionsgruppe "Tondar" (Donner) sein. Die iranische Staatsführung wirft der monarchistischen Organisation vor, für einen Anschlag im Jahr 2008 in der Millionenstadt Schiras mit mehreren Todesopfern verantwortlich zu sein. Gemäß islamischer Rechtsauffassung wurde Sharmahd wegen "Korruption auf Erden" verurteilt. Seine Familie und Menschenrechtler wiesen die Anschuldigungen vehement zurück und kämpften bis zuletzt für seine Rettung. Seine in den USA lebende Tochter Gazelle warf dem Auswärtigen Amt wiederholt nicht ausreichenden Einsatz für ihren Vater vor. Sharmahd wurde in der iranischen Hauptstadt Teheran geboren, wuchs in Deutschland auf und lebte zuletzt in den USA. Im Sommer 2020 wurde er unter mysteriösen Umständen während einer Reise aus Dubai in den Iran verschleppt; mehrere Berichte sprechen von einer Entführung durch den iranischen Geheimdienst. Kritiker bezeichneten den Prozess gegen ihn als unfair. Sharmahd durfte keinen eigenen Anwalt wählen, sein Aufenthaltsort blieb bis zuletzt unbekannt. Geständnisse, die im Staatsfernsehen ausgestrahlt wurden, könnten unter Folter erzwungen worden sein. Die Vollstreckung des Todesurteils dürfte in den diplomatischen Beziehungen zwischen Teheran und Berlin zu neuen Spannungen führen. Außenministerin Annalena Baerbock von den Grünen verurteilt die Hinrichtung scharf, spricht von einem "menschenverachtenden Regime" und kündigt "schwerwiegende Folgen" an. Man habe in Berlin jeden Tag an dem Fall gearbeitet. Mehrfach sei ein hochrangiges Team in den Iran entsandt worden. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nennt die Hinrichtung Sharmahds einen "Skandal". CDU-Chef Friedrich Merz, der eine politische Patenschaft für Jamshid Sharmahd übernommen hatte, kritisiert die Hinrichtung ebenfalls scharf und fordert von der Bundesregierung die Ausweisung des iranischen Botschafters.

 

Nachtrag: Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland hat den Leiter der iranischen Botschaft einbestellt, um gegen die Hinrichtung Jamshid Sharmads zu protestieren. Man behalte sich zudem weitere Maßnahmen vor. Darüber hinaus habe der deutsche Botschafter in Teheran gegenüber dem iranischen Außenminister aufs Schärfste gegen die Ermordung Sharmahds protestiert und sei danach zu Konsultationen nach Berlin zurückberufen worden.

 

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Entsetzen und Empörung nach der Hinrichtung Sharmahds

Auswärtiges Amt bestellt Leiter der iranischen Botschaft ein

25.10.2024

China: Frau droht Hinrichtung wegen vielfacher Kindesentführung und Kinderhandels

 

Eine Frau ist wegen Kinderhandels in China zum Tod verurteilt worden. Wie der Staatssender CCTV unter Berufung auf das Mittlere Volksgericht der Stadt Guiyang (Provinz Guizhou) berichtete, wurde die Angeklagte beschuldigt, gemeinsam mit zwei Komplizen zwischen 1993 und 2003 insgesamt 17 Kinder entführt und anschließend verkauft zu haben. Das Gericht stellte fest, dass Yu Huaying durch ihre Taten die Eltern in Verzweiflung gestürzt habe, da diese über Jahre hinweg nach ihren verschwundenen Kindern gesucht hätten. Aufgrund der Schwere der Straftaten sei eine mildere Strafe trotz eines Geständnisses ausgeschlossen worden. Yu war bereits im vergangenen Jahr wegen der Entführung von elf Kindern zum Tode verurteilt worden. Im Zuge eines Berufungsverfahrens wurde jedoch klar, dass Yu noch sechs weitere Kinder entführt und verkauft hatte. Kinderhandel galt in China in den letzten Jahrzehnten als großes Problem, insbesondere im Zusammenhang mit der ehemaligen Ein-Kind-Politik. Die chinesischen Behörden haben verstärkt Maßnahmen ergriffen. Auch halfen in den vergangenen Jahren vermehrt DNA-Analysen dabei, Familien wieder zusammenzuführen. Dass die Todesstrafe für besonders schwere Fälle angewendet wird, sorgt jedoch international immer wieder für Diskussionen. China vollstreckt weltweit die meisten Todesurteile, genaue Zahlen sind jedoch aufgrund mangelnder Transparenz unbekannt.

 

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China: Man sentenced to death for murdering two kindergarten teachers in Shandong

25.10.2024

Iran: Weitere Haftstrafe für Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi

 

Gegen die in Teheran inhaftierte iranische Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi hat die iranische Justiz wegen "Ungehorsams" und Ignorieren von Anweisungen der Gefängnisleitung eine zusätzliche sechsmonatige Haftstrafe verhängt. Die Strafe sei eine Reaktion der Justiz auf ihren kontinuierlichen Protest gegen Hinrichtungen im Land, ist in einem Beitrag auf dem Instagram-Profil Mohammadis zu lesen, das von Angehörigen und Freunden betrieben wird. Eine Gruppe von Unterstützern verurteilt die neue Haftstrafe auch wegen des Gesundheitszustands der 52-Jährigen. Sie brauche medizinische Versorgung. Diese soll ihr jedoch von der Leitung des im berüchtigten Teheraner Ewin-Gefängnisses verweigert werden. Mohammadi leidet an einer Herzschwäche. Ihr Zustand soll sich drastisch verschlechtert haben. Berichten zufolge muss die Friedensnobelpreisträgerin mindestens fast zwei weitere Jahre in Haft bleiben. Die Physikerin war in den letzten Jahren 13 Mal verhaftet und jedes Mal zu hohen Haftstrafen verurteilt worden. Für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen im Iran und gegen die Todesstrafe war die Menschenrechtsaktivistin 2023 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden.

 

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Hinrichtungen im IRAN

24.10.2024

Saudi-Arabien: Sieben Hinrichtungen an nur einem Tag

 

In Saudi-Arabien sind nach Angaben der dortigen staatlichen Nachrichtenagentur SPA am Mittwoch Todesurteile gegen sieben Menschen vollstreckt worden. Fünf der Getöteten hätten die jemenitische Staatsbürgerschaft gehabt und seien in der südlichen Provinz Asir hingerichtet worden, weil sie Haschisch ins Land geschmuggelt hätten, teilte das saudi-arabische Innenministerium laut SPA mit. Auch ein Pakistaner sei wegen Drogenschmuggels exekutiert worden. Zudem wurden dem Innenministerium zufolge Todesurteile wegen Mordes gegen zwei Saudi-Araber vollstreckt. In diesem Jahr sind damit bereits 71 Menschen wegen Drogenschmuggels in Saudi-Arabien hingerichtet worden. Das Land ist ein wichtiger Markt für die Droge Captagon, die aus dem kriegszerrütteten Syrien und dem Libanon ins Land kommt. Die saudi-arabischen Behörden haben im vergangenen Jahr eine große Antidrogenkampagne angestoßen, die zu einer Reihe von Razzien und Festnahmen führte. Im Jahr 2023 richtete Saudi-Arabien nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International nach China und dem Iran die dritthöchste Anzahl von Gefangenen weltweit hin.

Robert Roberson
Robert Roberson

18.10.2024

Texas: Hinrichtungsaufschub in letzter Minute für Robert Roberson

 

Der Oberste Gerichtshof des US-Bundesstaates Texas stoppte am späten Donnerstagabend die geplante Hinrichtung von Robert Roberson (57), Stunden nach der Zeit, als er als erste Person in den USA wegen einer Verurteilung wegen Mordes im Zusammenhang mit dem sogenannten Shaken-Baby-Syndrom hingerichtet werden sollte. Zwei Gesetzgeber des Bundesstaates reichten am späten Donnerstagabend in letzter Sekunde beim Obersten Gerichtshof von Texas einen zivilrechtlichen Einspruch ein, um die Hinrichtung aufzuschieben, der auch gewährt wurde. Diese Entscheidung fiel nach einem juristischen Spießrutenlauf, bei dem das texanische Berufungsgericht für Strafsachen am Donnerstagabend zuvor einen Antrag auf Aussetzung der Hinrichtung abgelehnt und damit eine einstweilige Verfügung der Richterin Jessica Mangrum aus dem Travis County auf Aussetzung der Hinrichtung aufgehoben hatte. Alle Gerichte, inklusive des US Supreme Courts, sowie der texanische Gnadenausschuss hatten Roberson zuvor abgelehnt, obwohl massive Zweifel an dessen Schuld bestehen und sich über 80 texanische Abgeordnete, Prominente wie der Autor John Grisham und sogar der Polizeibeamte Brian Wharton, der ihn seinerzeit verurteilen half, für ihn einsetzen. Roberson wird vorgeworfen, dass er 2002 seine zweijährige Tochter durch ein Schütteltrauma getötet haben soll. Mittlerweile sehen Fachleute den Fall hinsichtlich des Krankheitsbildes des Kindes ganz anders. Und Robersons scheinbare Gefühllosigkeit, als er das Kind in die Klinik brachte, lässt sich verständlich dadurch erklären, dass er unter Autismus leidet.

 

Weitere Informationen:

He Didn’t Kill His Child, But He’s About to Be Executed Anyway  (YouTube)

Zum Tode verurteilter Autist darf in Texas nicht zu Anhörung kommen

Derrick Dearman
Derrick Dearman

17.10.2024

Alabama: Derrick Dearman hingerichtet

 

Am Donnerstagabend wurde der 36-jährige Derrick Dearman durch den US-Bundesstaat Alabama mit einer tödlichen Injektion hingerichtet. Er war zum Tod verurteilt, weil er im August 2016 fünf Familienmitglieder seiner Freundin ermordet hatte, bevor er seine Freundin und ein drei Monate altes Kind entführte. Sie wurden später von ihm freigelassen und er stellte sich den Behörden. Dearman wurde durch Anwälte der Equal Justice Initiative (EJI) vertreten, beschloss allerdings vor einem halben Jahr, auf weitere Berufungen zu verzichten und sich hinrichten zu lassen. Zu seiner Entscheidung erklärte er: "Ich gebe bereitwillig alles, was ich geben kann, um zu versuchen, einen kleinen Teil meiner Schuld gegenüber der Gesellschaft für die schrecklichen Dinge, die ich getan habe, zurückzuzahlen. Von nun an hoffe ich, dass der Fokus nicht auf mir liegt, sondern auf der Heilung all der Menschen, die ich verletzt habe. Ich bin schuldig, schlicht und einfach. Alle versuchen, es mir auszureden, aber ich spüre in meinem Herzen, dass es das Richtige ist." Laut EJI und ihrem bekannten Direktor Bryan Stevenson hatte Dearman am Tag der Morde Stimmen gehört und unter Paranoia gelitten aufgrund des Missbrauchs großer Mengen Methamphetamin und der Tatsache, dass er sechs Tage nicht geschlafen hatte. Im Fall Dearmans habe kein Gericht in Alabama eine Anhörung durchgeführt, um dessen Urteilsfähigkeit zu beurteilen, sich schuldig zu bekennen, auf sein Recht auf einen Anwalt zu verzichten oder seine Berufungen einzustellen, obwohl er sein ganzes Leben lang an einer schweren psychischen Erkrankung und Selbstmordgedanken gelitten habe, kritisierte Stevenson. In seinen letzten Worten erklärte Dearman: "An die Familie der Opfer: Verzeiht mir. Das ist nicht für mich, das ist für euch... Ich habe so viel genommen... An meine Familie: Ihr wisst bereits, dass ich euch liebe."

17.10.2024

Vietnam: Milliardärin bekommt zur Todesstrafe noch lebenslange Haftstrafe

 

Die wegen Finanzbetrugs bereits zum Tod verurteilte vietnamesische Unternehmerin Truong My Lan (68) ist wegen weiteren Milliardenbetrugs noch einmal zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Lan durch Betrug in den Besitz von Immobilien im Wert von mehreren Milliarden Euro gekommen ist. Lan wurde außer wegen Betrugs auch wegen Geldwäsche und illegaler grenzüberschreitender Geldtransfers verurteilt, wie staatliche Medien berichten. Sie soll sich durch die illegale Ausgabe von Anleihen über vier Unternehmen insgesamt 1,2 Milliarden Dollar von fast 36.000 Anlegern beschafft haben. Die Vorwürfe gegen Lan waren auf zwei Verfahren aufgeteilt worden. Im ersten Prozess wurde die Vorsitzende des Immobilienunternehmens Van Thinh Phat im April zum Tod verurteilt. Dagegen hat sie Berufung eingelegt.

10.10.2024

Europäischer und Internationaler Tag gegen die Todesstrafe

 

Zum zweiundzwanzigsten Mal findet am heutigen 10. Oktober der "Welttag gegen die Todesstrafe" statt. Initiiert wurde er von der "World Coalition Against the Death Penalty" (WCADP), einem Zusammenschluss von über 180 Nichtregierungsorganisationen weltweit, die sich für die Abschaffung der Todesstrafe einsetzen. Mit dem Schwerpunktthema unter dem Titel "THE DEATH PENALTY PROTECTS NO ONE - DIE TODESSTRAFE SCHÜTZT NIEMANDEN" liegt der Fokus in diesem Jahr auf dem Sicherheitsaspekt. Weitreichende Untersuchungen zeigen, dass die Todesstrafe die Gesellschaft nicht in besserem Maße vor schweren Verbrechen zu schützen imstande ist, als eine langjährige Freiheitsstrafe dies vermag. Statistiken zeigen beispielsweise, dass die Mordrate in Staaten mit Todesstrafe häufig genug um ein Vielfaches höher ist als in solchen ohne Todesstrafe. Dass die Todesstrafe einen höheren abschreckenden Charakter hat, lässt sich tatsächlich nicht nachweisen. Stattdessen droht bei einem Justizirrtum dem fälschlicherweise Angeklagten das irreversible vorzeitige Lebensende im Falle eines Todesurteils. Die deutsche Organisation Initiative gegen die Todesstrafe e.V. veröffentlicht anlässlich des diesjährigen Welttages vom 6. bis 12. Oktober täglich einen Videoclip in ihrem Youtube-Kanal sowie Artikel und Gedanken zur Thematik von zum Tod verurteilten Gefangenen in Arizona in ihrer Website. Darüber hinaus sind einzelne Mitglieder des Vereins an Aktionen vor Ort oder im Internet beteiligt. Weltweit haben 144 Staaten die Todesstrafe per Gesetz oder mindestens in der Praxia abgeschafft. Dem gegenüber halten 55 Staaten an der Todesstrafe fest. In ganz Europa gibt es mit Ausnahme von Weißrussland (Belarus) keine Todesstrafe mehr. Umgerechnet auf die Bevölkerungsdichte des Landes, richtet der Iran weltweit die meisten Menschen hin.

Weitere Informationen:

Playlist mit sieben Videoclips "Mein ... im Todestrakt"

Texte und Gedanken von Todestraktinsassen in Arizona

Die Todesstrafe: Fakten, Fälle und Hintergründe (Amnesty International)

Leaflet "The Death Penalty protects no one"

Insecurity revealed: Voices against the Death Penalty

Facts and Figures: Security and the Death Penalty

Detailed Factsheet: Security and the Death Penalty

DEBUNKING THE DETERRENCE THEORY

09.10.2024

Japan: 88-jähriger Iwao Hakamada endgültig entlastet und frei

 

Der vor mehr als fünfeinhalb Jahrzehnten wegen eines Vierfachmordes fälschlicherweise zum Tod verurteilte Japaner Iwao Hakamada ist endgültig freigesprochen worden. Generalstaatsanwältin Naomi Unemoto teilte mit, sie werde keine Berufung gegen den Freispruch in einem Wiederaufnahmeverfahren des Bezirksgerichts in Shizuoka einlegen. Außerdem bat sie um Entschuldigung. Unemoto kündigte auch eine Untersuchung an, warum das Verfahren so lange gedauert habe. Das Gericht hatte Ende September geurteilt, Polizei und Staatsanwaltschaft hätten Beweise gegen Hakamada gefälscht und ihn durch brutale, stundenlange Verhöre zu einem Geständnis gezwungen. Der 88 Jahre alte Hakamada war vor 56 Jahren schuldig gesprochen worden, im Jahr 1966 den Manager einer Firma und drei seiner Familienmitglieder getötet sowie deren Haus in Brand gesteckt zu haben. 1968 wurde er deshalb zum Tod verurteilt. Während mehrerer Berufungsverfahren verbrachte er 48 Jahre im Gefängnis, mehr als 45 davon im Todestrakt. Damit war er nach Angaben von Amnesty International der weltweit am längsten in der Todeszelle einsitzende Häftling. Nachdem 2014 Bewegung in seinen Fall gekommen war, wurde Hakamada in den Hausarrest entlassen. Der Polizeichef der Präfektur Shizuoka, Takayoshi Tsuda, bedauerte, dass es nicht gelungen sei, in dem Mordfall einen Schuldigen zu finden. Hakamadas 91-jährige Schwester Hideko Hakamada sagte zur Entscheidung der Staatsanwaltschaft, sie sei "froh, dass wir die Sache endlich geklärt haben. Ich wusste irgendwie, dass das passieren würde." Hakamada hat nun Anspruch auf eine staatliche Entschädigung von umgerechnet über 1,2 Millionen Euro.

 

Weitere Informationen:

Shizuoka police chief apologizes to Iwao Hakamada after his acquittal

08.10.2024

Saudi-Arabien: Filipino wegen Mordes hingerichtet

 

Ein philippinischer Staatsbürger wurde im Königreich Saudi-Arabien wegen Mordes an einem saudischen Staatsbürger hingerichtet, wie das Außenministerium am Dienstag mitteilte. Das Außenministerium gab an, dass die philippinische Regierung Rechtsbeistand geleistet und alle Möglichkeiten ausgeschöpft habe, um die Hinrichtung des philippinischen Staatsbürgers aufzuhalten oder seine Strafe zu mildern. Die Behörden verhängten jedoch die Todesstrafe, nachdem die Familie des Opfers sich geweigert hatte, Blutgeld zu akzeptieren, eine Form der finanziellen Entschädigung nach islamischem Recht. Aus Rücksicht auf die Bitte der Familie um Privatsphäre wurden keine weiteren Einzelheiten zur Identität des philippinischen Staatsbürgers bekannt gegeben. Präsident Ferdinand Marcos Jr. sagte am Dienstag gegenüber Reportern, dass die Hinrichtung eine "schreckliche Tragödie" und "sehr bedauerlich" sei, dass die Regierung jedoch keine Möglichkeit gehabt habe, die Vollstreckung der Todesstrafe zu verhindern. Saudi-Arabien verhängt die Todesstrafe für eine Vielzahl von Straftaten, darunter auch Mord. Die Anwendung der Todesstrafe hat die Kritik von Menschenrechtsgruppen auf sich gezogen, die sagen, dass Gerichte willkürlich die Todesstrafe für diejenigen verhängen können, die friedlich ihre politische Ablehnung zum Ausdruck bringen, sowie für Drogendelikte nach unfairen Prozessen.

04.10.2024

Singapur: Hinrichtung trotz noch laufender Verfahren

 

Der singapurische Staatsbürger Azwan bin Bohari wurde am Freitag hingerichtet, nachdem er 2019 wegen des Besitzes von 26,5 Gramm Diamorphin (Heroin) zum Zwecke des Handels für schuldig befunden worden war. Die Hinrichtung von Azwan war zuvor im April aufgrund laufender Gerichtsverfahren ausgesetzt worden. Seine Hinrichtung fand statt, obwohl sein Rechtsantrag, an dem er zusammen mit 30 anderen beteiligt ist, noch beim Obersten Gerichtshof anhängig ist. Azwan wurde wegen Drogenhandels verurteilt, einer von zahlreichen Straftaten, die in Singapur mit der Todesstrafe geahndet werden, obwohl er Bedenken hinsichtlich des Rechts auf ein faires Verfahren geäußert hatte.

03.10.2024

Iran: Mindestens 72 Hinrichtungen im September

 

Im September wurden im Iran mindestens 72 Menschen hingerichtet und im Jahr 2024 demzufolge 478 Hinrichtungen verzeichnet. Unter den Hingerichteten befanden sich fünf afghanische Staatsangehörige und ein Jugendlicher. Von den 72 Hinrichtungen erfolgten 35 wegen Drogendelikten und 35 wegen Mordes. Seit dem Amtsantritt von Pezeshkian am 30. Juli wurden mindestens 179 Menschen hingerichtet, was einem Durchschnitt von fast drei Hinrichtungen pro Tag entspricht. Der Direktor von Iran Human Rights (IHR), Mahmood Amiry-Moghaddam, erklärt: "Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass Unterdrückung und Hinrichtungen während der außenpolitischen Krisen der Islamischen Republik zunehmen. Diese Hinrichtungen zielen darauf ab, Angst zu erzeugen, um Proteste zu verhindern, denn die Behörden wissen sehr wohl, dass die größte Bedrohung für die Existenz der Islamischen Republik die Menschen im Iran sind, die ihre Grundrechte einfordern. In der gegenwärtigen Situation besteht ein sehr ernstes Risiko von Massenhinrichtungen hinter Gittern."

 

Weitere Informationen:

Hinrichtungen im IRAN

03.10.2024

Japans neuer Justizminister lehnt Abschaffung der Todesstrafe ab

 

Japans neuer Justizminister Hideki Makihara hat erklärt, dass die Abschaffung der Todesstrafe "unangemessen" sei, trotz des jüngsten Freispruchs des Gefangenen, der weltweit am längsten in der Todeszelle saß. Japan und die Vereinigten Staaten sind die einzigen beiden G7-Länder, die noch die Todesstrafe anwenden, die in Japan, wo ihre Abschaffung selten diskutiert wird, starke öffentliche Unterstützung findet. Die Hinrichtungspraxis – in Japan wird die Todesstrafe immer durch Erhängen vollstreckt – wird jedoch auch wegen der "grausamen" Art und Weise kritisiert, wie sie vollstreckt wird, da die Gefangenen oft erst am frühen Morgen, nur wenige Stunden vor der Hinrichtung, über ihren bevorstehenden Tod informiert werden. "Es wäre unangemessen, die Todesstrafe abzuschaffen, da es weiterhin abscheuliche Verbrechen gibt", sagte Makihara am Tag, nachdem er nominiert wurde. Er versprach, bei der Entscheidung, jemanden zum Tod zu verurteilen, "vorsichtig und äußerst aufrichtig" zu sein. Letzte Woche wurde der 88-jährige Iwao Hakamada von einem vierfachen Mord freigesprochen, für den er 46 Jahre im Todestrakt verbracht hatte. Hakamada ist der fünfte Todeskandidat in der Nachkriegsgeschichte Japans, dem ein Wiederaufnahmeverfahren gewährt wurde. Alle vier vorherigen Fälle führten ebenfalls zu einer Entlastung. Die letzte Hinrichtung Japans fand im Juli 2022 statt.

Garcia Glen White
Garcia Glen White

02.10.2024

Texas: Garcia Glen White hingerichtet

 

Am Dienstagabend wurde der 61-jährige Garcia Glen White in Huntsville im US-Bundesstaat Texas durch eine tödliche Injektion, eine Überdosis Pentobarbital, hingerichtet. Obwohl für insgesamt fünf Tötungsdelikte verantwortlich, wurde er lediglich für die Ermordung von drei seiner Opfer zum Tod verurteilt: 1989 hatte er in einem Streit eine Mutter und deren 16-jährige eineiige Zwillinge erstochen. White war ein Footballstar, bis eine Verletzung seine Karriere zunichte machte. Eine weitere Verletzung kostete ihn seinen Job und schließlich beherrschte eine Drogensucht sein Leben. Mit der Mutter der Zwillinge hatte er Crack-Kokain konsumiert, bevor es zu dem tödlichen Streit kam, in dem zunächst die Frau nach dem Messer griff. Freunde und Familienangehörige sagten übereinstimmend aus, dass "Big White" vor seiner Drogenabhängigkeit ein sanftmütiger und kein gewalttätiger Mensch war und sich erst mit der Sucht dermaßen veränderte. "Es tut mir leid, und ich bete, dass Sie Frieden, Trost und einen Abschluss in Ihrem Herzen finden können für das Unrecht, das ich getan habe, und den Schmerz, den ich Ihnen und allen anderen zugefügt habe", sagte White, während er auf der Hinrichtungsliege festgeschnallt war. Die letzten Worte von White waren voll von Reue, Danksagungen und Gebeten, darunter Gebete für die Gefängnisverwaltung, die Wachen und seine Mithäftlinge. Whites Anwalt seit 26 Jahren, Patrick McCann, zeigte sich erschüttert. In den Jahren im Gefängnis habe White sich wieder zu dem liebenswerten Menschen verwandelt, der er vor seiner Drogensucht war. Einem Mitgefangenen habe er sogar das Leben gerettet.

01.10.2024

Saudi-Arabien: Pakistaner wegen Drogenschmuggels hingerichtet

 

Ein Mann, der in Saudi-Arabien wegen Drogenschmuggels zum Tod verurteilt war, wurde am Montag hingerichtet. Das saudische Innenministerium gab bekannt, dass ein Pakistaner namens Nadeem Shahzad wegen Heroinschmuggels hingerichtet wurde. Ein örtliches Gericht hatte ihn zum Tod verurteilt, nachdem die Straftat nachgewiesen worden war. Diese Entscheidung wurde vom Berufungsgericht und vom Obersten Gerichtshof bestätigt. Die Vollstreckung erfolgte in Dammam. Das Ministerium gab an, dass dieses Urteil verkündet wurde, um Personen, die im Königreich am Drogenhandel beteiligt sind, zu warnen. Im Juli hatten saudische Behörden einen pakistanischen Staatsbürger, der wegen Heroinschmuggels verurteilt worden war, in der Hauptstadt Riad hingerichtet.

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