30.09.2015
Erneuter Hinrichtungsaufschub für Richard Glossip
Richard Glossip, der heute durch den US-Bundesstaat Oklahoma hingerichtet werden sollte, hat in letzter Minute einen Aufschub erhalten. Glossips Todesurteil sollte bereits vor zwei Wochen vollstreckt werden, als ein Berufungsgericht Oklahomas die Exekution stoppte, damit neues Beweismaterial geprüft werden könne. Dasselbe Gericht entschied am Montag äußerst knapp mit 3 zu 2 Stimmen, der Berufung Glossips nicht stattzugeben. Eine beim Supreme Court der Vereinigten Staaten anhängige letzte Berufung wurde Minuten vor der für heute geplanten Hinrichtung ebenfalls abschlägig beschieden. Glossips Familie, so entsprechende Berichte bei Twitter, reagierte verzweifelt und auch seine Anwälte glaubten, die Hinrichtung sei nun nicht mehr aufzuhalten. Schließlich verfügte Gouverneurin Mary Fallin in allerletzter Minute einen 37-tägigen Aufschub bis zum 6. November, der allerdings nicht in Glossips Fall begründet liegt. Man habe für die Hinrichtung als letzte der drei vorgesehenen Chemikalien kein Kaliumchlorid vorrätig, sondern Kaliumacetat - es sei zu prüfen, inwieweit das den Vorschriften entspreche, oder stattdessen Kaliumchlorid zu beschaffen. Kaliumchlorid bei Hinrichtungen bewirkt den Herzstillstand.
Weitere Informationen:
Richard Glossip to Be Executed in Oklahoma Despite New Evidence
30.09.2015
Georgia: Kelly Gissendaner hingerichtet
Nichts konnte ihre Hinrichtung diesmal aufhalten: Mit rund fünfstündiger Verspätung wurde Kelly Gissendaner durch den US-Bundesstaat Georgia in der Nacht mit einer tödlichen Injektion hingerichtet. Am Vormittag hatte der Gnadenausschuss noch eine weitere Anhörung gewährt, einen Aufschub oder eine Umwandlung des Urteils dann aber abgelehnt. Diverse Berufungen bei verschiedenen Gerichten, die zur Verzögerung der Exekution führten, waren ebenfalls alle erfolglos. Gissendaner hatte ihren Liebhaber angestiftet, ihren Ehemann zu töten, und war deshalb zum Tod verurteilt. Der eigentliche Mörder sagte gegen die 47-Jährige aus und kam mit einer Gefängnisstrafe davon, kann 2022 auf Bewährung entlassen werden. Gissendaners drei Kinder hatten um Gnade gebeten, wollten nach ihrem Vater nicht auch noch die Mutter verlieren. Zahllose Geistliche, bis hin zu Papst Franziskus, setzten sich für sie ein; Gissendaner hatte vom Gefängnis aus erfolgreich ein Theologiestudium absolviert und ein hohes Maß an positivem Einfluss auf ihre Mitgefangenen. Sie pflegte eine Brieffreundschaft mit dem deutschen Theologen Jürgen Moltmann. Während ihrer Hinrichtung sang Gissendaner "Amazing Grace" bis zu ihrem Ende. Sie war die einzige Frau im Todestrakt von Georgia und die erste, die seit 1945 dort hingerichtet wurde.
29.09.2015
Pakistan: Erneut Hinrichtung eines zur Tatzeit Minderjährigen
Pakistan hat einen Mann wegen Mordes hingerichtet, der zum Tatzeitpunkt 15 Jahre alt gewesen sein soll. Ansar Iqbal soll Mitte der 90er Jahre gemeinsam mit einem Freund einen Nachbarn erschlagen
haben. Pakistanischen Medien zufolge wurde Iqbal am Morgen in Sargodha gehängt und sein Leichnam den Angehörigen übergeben. Das pakistanische Recht untersagt die Todesstrafe für Beschuldigte, die
zum Tatzeitpunkt minderjährig waren. Den Berichten zufolge war Iqbal laut seiner Geburtsurkunde und Schuldokumenten zur Zeit des Mordes 14 oder 15 Jahre alt. Die Justiz habe die Unterlagen jedoch
nicht gewürdigt, weil sie verspätet eingereicht worden seien. Stattdessen hätten sich die Richter auf Schätzungen von Polizeibeamten verlassen, die Iqbal auf ein Alter von mindestens 20 Jahren
schätzten. Es ist nicht das erste Mal, dass Pakistan wegen der Hinrichtung eines minderjährigen Straftäters in die Kritik gerät. Erst im August wurde das Todesurteil gegen den zur Tatzeit
ebenfalls erst 15-jährigen Shafqat Hussein vollstreckt. Auch bei ihm gab es Ungereimtheiten bei der Bestimmung des Alters. Pakistan hat ein 2008 verabschiedetes Moratorium für die Todesstrafe
nach dem Terroranschlag auf eine Schule in Peschawar im Dezember aufgehoben. Seitdem wurden laut pakistanischen Medien rund 250 Verurteilte hingerichtet. Etwa 8000 warten in den Todeszellen auf
ihre Hinrichtung.
28.09.2015
Hinrichtung per Giftspritze: EU will Exportregeln verschärfen
Seit Jahren setzen europäische Pharmahersteller ein Zeichen gegen die Todesstrafe, indem sie Gefängnisse in den USA und in anderen Ländern gezielt vom Nachschub mit Betäubungsmitteln
ausschließen. Jetzt will die EU die bestehenden Regeln zur Ausfuhr von Gütern, die zur Vollstreckung der Todesstrafe oder zu Folterzwecken verwendet werden können, weiter verschärfen. Bereits im
Jahr 2005 setzte die EU ein Signal gegen Folter und Hinrichtungen. Die damals ausgearbeitete Anti-Folter-Verordnung nannte zwar elektrische Stühle, Galgen oder Fesselungsbretter im Export-Index,
aber von Pharmaprodukten war noch nicht die Rede. Das änderte sich 2011, als die EU-Kommission die Verordnung verschärfte. Die Liste der genehmigungspflichtigen Exportgüter wurde um acht
Beruhigungsmittel erweitert, die regelmäßig in Hinrichtungsspritzen in den USA zum Einsatz kommen. Derweil werden in US-Gefängnissen immer wieder neue Chemikalien bei Exekutionen verwendet,
sobald die EU bestimmte Medikamente beim Export in Länder mit der Todesstrafe einer Genehmigungspflicht unterwirft. Deshalb hat der Handelsausschuss des Europaparlaments nun eine weitere
Verschärfung der Anti-Folter-Verordnung gebilligt. Die geplante Revision enthält unter anderem eine Klausel, mit der neue, bislang noch nicht erfasste Giftspritzen-Chemikalien schnell zur Liste
der genehmigungspflichtigen Substanzen hinzugefügt werden könnten. Zudem soll eine Exportlizenz der fraglichen Substanzen in Länder mit der Todesstrafe nur dann erteilt werden, wenn der
Hersteller ein Distributionssystem vorweisen kann, das allein medizinischen Zwecken dient.
24.09.2015
Saudi-Arabien will jungen Oppositionellen köpfen und kreuzigen
Ali al-Nimr war 17 Jahre alt, als er festgenommen wurde. Die Behörden steckten ihn im Februar 2012 ins Gefängnis, weil er an Protesten gegen das saudische Königshaus teilgenommen haben soll. Der
junge Mann stammt aus einer der prominentesten oppositionellen Familien Saudi-Arabiens. Er gehört der schiitischen Minderheit an, die von den streng sunnitischen Herrschern unterdrückt wird. Sein
Onkel Nimr al-Nimr ist einer der Anführer der Protestbewegung in der Provinz Qatif, auch er wurde 2012 verhaftet und wartet im Gefängnis auf seine Hinrichtung. Sein Neffe Ali teilt dieses
Schicksal. Er unterzeichnete in Haft ein Geständnis, das er nach Angaben seiner Familie unter Folter abgegeben hat. Ein Scharia-Gericht verurteilte ihn zum Tod, weil er einer Terrorzelle angehört
und Molotowcocktails auf Polizisten geworfen haben soll. Laut Urteil soll Nimr zunächst enthauptet und sein Leichnam anschließend auf ein Kreuz geschnallt und öffentlich zur Schau gestellt
werden. In der vergangenen Woche bestätigte ein Berufungsgericht den Schuldspruch, die Hinrichtung kann nun jederzeit stattfinden.
Weitere Informationen sowie Aktionen:
Das ist... Ali Mohammed Baqir al-Nimr, Todeskandidat
Online-Petition
FREE ALI MOHAMMED AL-NIMR
Deutsche Online-Petition für Ali al-Nimr
Online-Petition "Stop the beheading and crucifixion"
Urgent Action von AMNESTY INTERNATIONAL
Urgent Action von Amnesty USA
Urgent Action von Amnesty Australia
24.09.2015
Papst vor US-Kongress: Abschaffung der
Todesstrafe gefordert
Zum ersten Mal hat ein Papst vor dem US-Kongress gesprochen: In einer historischen Rede wandte sich Franziskus gegen Todesstrafe und Waffenhandel. Der Papst sprach sanft, aber er rief die Abgeordneten doch zur Ordnung: "Doch es gibt noch eine andere Versuchung, vor der wir uns besonders hüten müssen: Es ist der grob vereinfachende Reduktionismus, der die Wirklichkeit in Gute und Böse oder in Gerechte und Sünder unterteilt. Die heutige Welt mit ihren offenen Wunden, unter denen so viele unserer Brüder und Schwestern leiden, verlangt, dass wir jeder Form von Polarisierung entgegentreten, die eine Aufteilung in diese beiden Kategorien versucht." Vor der Rede hatten die Führungen von Repräsentantenhaus und Senat ihren Mitgliedern ins Gewissen geredet, sich zu benehmen. Gerade unter Konservativen gibt es nämlich viele, die den Papst kritisch sehen und ihm vorwerfen, zu liberal zu sein. Der Papst ließ sich davon nicht beirren. Beispiel Todesstrafe: Eine Mehrheit der Amerikaner ist dafür, die katholische Kirche in den USA gehört zu den Gegnern. Der Papst mahnte, jeder Mensch habe eine unveräußerliche Würde. Strafe brauche auch Hoffnung und das Ziel der Rehabilitierung. Daher unterstütze er die katholischen Bischöfe in ihrer Forderung nach Abschaffung der Todesstrafe.
Weitere Informationen:
Pope Francis Calls on the U.S. Congress to Abolish the Death
Penalty
23.09.2015
Georgia: Neuer Hinrichtungstermin für Kelly Gissendaner
Kelly Gissendaner sollte in diesem Jahr schon zweimal hingerichtet werden. Im Februar rettete ihr ein unerwarteter Schneesturm, der den auf Winter unvorbereiteten US-Bundesstaat Georgia für Tage lahmlegen sollte, das Leben. Einen Monat später war es ein Apotheker. Dieser hatte in dem offenbar verfallenen Giftcocktail, mit dem die Justizbehörden die 46-jährige verurteilte Mörderin töten wollten, Bakterien entdeckt und die Substanz als "schlecht und trüb" bezeichnet. Nun, sechs Monate später, haben die Behörden für den 29. September einen neuen Exekutionstermin angesetzt. Kelly Gissendaner war 1997 wegen Mordes an ihrem Mann zum Tod verurteilt worden, obwohl sie die Tat nicht begangen hatte. Die zwölf Mitglieder der Jury sahen es aber als erwiesen an, dass sie ihren Liebhaber angestiftet hatte. Zwei ihrer drei Kinder, die zum Zeitpunkt des Mordes fünf, acht und zwölf Jahre alt waren, haben ihr mittlerweile vergeben. "Seit dem Tod meines Vaters kämpfe ich mit dem Gedanken, dass er ermordet wurde und meine Mutter daran beteiligt war", erklärte die jüngste Tochter Kayla. "Diese Hinrichtung würde keine Gerechtigkeit bringen oder Frieden, sondern nur noch weiteren Schmerz und Leiden. Wir haben unseren Vater verloren. Wir wollen nicht auch noch unsere Mutter verlieren."
Weitere Informationen sowie Aktionen für Kelly Gissendaner:
Georgia Set to Execute First Woman in 70 Years
Online-Petition STOP EXECUTION OF KELLY
GISSENDANER
Urgent Action für Kelly Gissendaner von AMNESTY INTERNATIONAL
22.09.2015
Pakistan will querschnittsgelähmten Mann hinrichten
Der 43-jährige Abdul Basit wurde 2009 wegen Mordes zum Tod verurteilt. Im Gefängnis erkrankte er an tuberkulöser Meningitis und ist seitdem von der Hüfte abwärts gelähmt. Trotz der Querschnittslähmung sollte er am Dienstag hingerichtet werden. Kaum eine Stunde vor der geplanten Hinrichtung verschob der Oberste Gerichtshof die Exekution. Das Problem: Die Richtlinien des Landes verlangen, dass der Todeskandidat am Galgen stehen muss. Da es dem Henker nicht möglich sei, eine Schlinge mit der richtigen Länge zu binden, könne die sogenannte "long drop"-Methode nicht angewendet werden, heißt es weiter. Menschenrechtler hatten bereits zuvor darauf hingewiesen, dass die Exekution durch Erhängen für einen Rollstuhlfahrer "barbarisch" sein würde. Basits Anwälte argumentierten, dass es gegen die Vorgaben verstoßen würde, jemanden im Rollstuhl zu hängen. Die Inkontinenz ihres Mandaten würde während der Hinrichtung zu einem Verlust der Würde führen. Wie lange die Hinrichtung ausgesetzt wird, ist unklar. Fast sieben Jahre hatte Pakistan die Todesstrafe ausgesetzt. Seit Dezember vergangenen Jahres lässt Islamabad wieder hängen - und das fast im Akkord: Über 240 Menschen wurden bereits hingerichtet. 8000 Menschen, so schätzen die Menschenrechtler, sitzen in Pakistan im Todestrakt. Fast täglich wird ein Todesurteil vollstreckt. Damit steht das Land hinter China und Iran an dritter Stelle weltweit.
Weitere Informationen:
Pakistan will Rollstuhlfahrer hängen
21.09.2015
Entsprechenden Berichten zufolge wurde am 16. September ein Mann namens Saeed Zargari öffentlich in Ardestan gehängt. Am 19. September sollen zwei Männer wegen Drogenschmuggels im Gefängnis von
Rasht gehängt worden sein. Von ihnen sind nur die Initialen H.M. (45) und S.P. (46) bekannt. Bereits am 12. September wurde über zwei Hinrichtungen wegen Drogendelikten im Gefängnis von Rasht
berichtet. Zwei Tage später wurden im Gefängnis von Karaj vier Häftlinge wegen Drogendelikten gehängt. Am 16. September schließlich wurde von der Hinrichtung Raouf Hosseinis im Gefängnis der
kurdischen Stadt Sanandaj berichtet.
Weitere Informationen:
IRAN: TWO PRISONERS HANGED IN GILAN FOR DRUG POSSESSION
IRAN: AT LEAST 4 PRISONERS HANGED IN GHEZELHESAR PRISON IN KARAJ
21.09.2015
IS
richtet 10 Homosexuelle in Syrien hin
Der selbsternannte Islamische Staat hat in Syrien zehn Homosexuelle hingerichtet, neun Männer und einen Jungen. Sieben wurden in Rastan erschossen, zwei Männer und der Junge wurden in Hreitan
hingerichtet. Der IS hat Schwule, Lesben, Bi- und Transsexuelle als die schlimmsten der Kreaturen gebrandmarkt.
18.09.2015
Somalia richtet sieben Soldaten hin
Sieben Soldaten wurden in Kismayo im Süden Somalias per Erschießungskommando hingerichtet. Die Soldaten waren der Ermordung von Zivilisten für schuldig befunden worden, darunter auch die Tötung
von zwei lokalen Einwohnern am Abend zuvor. Ein Teil der Berichte spricht auch von Anschlägen der Terrorgruppe al-Shabaab, in die die Soldaten involviert gewesen seien.
16.09.2015
Oklahoma: Hinrichtungsaufschub für Richard Glossip
Etwa drei Stunden vor seiner geplanten Hinrichtung hat Richard Glossip (52) durch das höchste Berufungsgericht des US-Bundesstaates Oklahoma einen Aufschub erhalten, der allerdings bis 30.
September befristet ist. Nachdem Gouverneurin Mary Fallin einen 60-Tage-Aufschub, den sie hätte verhängen können, abgelehnt und auf die Gerichte verwiesen hatte, rettete die Entscheidung des
Oklahoma Court of Criminal Appeals vorerst das Leben Glossips. Das Gericht gibt den Verteidigern damit eine Chance, neues entlastendes Beweismaterial vorzulegen. So soll es neben den
widersprüchlichen Aussagen des tatsächlichen Täters Justin Sneed auch eine eidesstattliche Erklärung eines Häftlings geben, Sneed hätte ihm gegenüber zugegeben, dass er Glossip fälschlicherweise
des Auftragsmords bezichtigt habe. Das Unterstützer-Team Glossips, darunter Sister Helen Prejean ("Dead Man Walking") und Schauspielerin Susan Sarandon, wird sich weiter für ihn einsetzen.
Weitere Informationen:
Innocent
Man On Death Row? The Richard Glossip Story (2015) - Youtube-Video (12min)
15.09.2015
Kuwait: Sieben Todesurteile gegen IS-Terroristen
Ein Gericht in Kuwait hat sieben Islamisten wegen des Anschlags auf eine Moschee mit 27 Toten verurteilt. Acht weitere Angeklagte erhielten Gefängnisstrafen zwischen zwei und 15 Jahren. Zu dem Anschlag, bei dem sich im Juni ein Selbstmordattentäter in einer schiitischen Moschee während des Freitagsgebets in die Luft gesprengt hatte, hatte sich die sunnitische Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) bekannt. Im Fastenmonat Ramadan verübte der IS ebenfalls Anschläge auf Glaubensstätten in Jemen und Saudi-Arabien. Gegen Todesurteile kann in Kuwait Berufung eingelegt werden. Die sunnitischen Extremisten des IS haben im benachbarten Irak weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht und ein Kalifat ausgerufen. Sie greifen immer wieder Andersgläubige an, wozu sie auch Schiiten zählen. Anders als im Irak haben in Kuwait Schiiten und Sunniten bisher weitgehend friedlich zusammengelebt.
15.09.2015
China: Kostenfreier
Rechtsbeistand für Todeskandidaten
Mit einer neuen Regelung des Justizministeriums sollen zum Tod verurteilte Straftäter künftig kostenfrei Rechtsbeistand bekommen, wie eine Ministeriumsquelle mitteilte. Diese möchte unerkannt bleiben, da sie streng genommen noch nicht befugt ist, über den Planentwurf zu sprechen. Doch es heißt, dass das Justizministerium verurteilten Häftlingen, die sich keinen Anwalt leisten können, einen Rechtsanwalt für die Überprüfung der verhängten Urteile zuordnen wird. Die neue Regelung geht aus dem jüngsten Treffen des Politbüros des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas hervor, bei dem es vor allem um Rechtsbeistand ging und an dem viele hohe Beamte Chinas teilnahmen. Nach chinesischem Gesetz müssen alle verhängten Todesstrafen vom Obersten Gerichtshof der Volksrepublik China überprüft werden, bevor der Angeklagte hingerichtet werden kann. Jedoch ist gegenwärtig Angeklagten, die sich keinen Rechtsanwalt leisten können, eine rechtliche Vertretung im Prozess der Überprüfung der verhängten Todesstrafe nicht garantiert.
15.09.2015
Entsprechenen Berichten zufolge soll am 5. September ein Mann namens Davoud Pourahmadian im Gefängnis von Tabriz wegen Mordes hingerichtet worden sein. Fünf weitere Häftlinge sollen im selben
Gefängnis am 9. September gehängt worden sein, vier wegen Drogendelikten, einer wegen Mordes. Am selben Tag sei ein 32-jähriger Gefangener in der Haftanstalt von Birjand wegen Mordes und
17-fachen Raubes hingerichtet worden. Auch im Gefängnis von Bandar Abbas wurden zwei Häftlinge gehängt in diesen Tagen: Ali Teymourian (27) und Rasoul Mirzaei (54) waren wegen Drogendelikten
verurteilt.
Weitere Informationen:
12.09.2015
Afghanistan: Steinigung wegen Ehebruchs
Ein Mann und eine Frau wurden von militanten Taliban wegen Ehebruchs zu Tode gesteinigt. Die Exekution erfolgte in der Provinz Sar-i-Pul im Norden des Landes. Das Paar wurde drei Tage zuvor von
den Taliban entführt.
12.09.2015
Todesstrafe für 12 IS-Dschihadisten in Ägypten bestätigt
Ein ägyptisches Gericht hat gestern Todesurteile gegen zwölf Mitglieder der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) bestätigt. Den Männern war die Planung von Anschlägen auf Polizisten und
Soldaten im Land zur Last gelegt worden. Nach Angaben aus Justizkreisen befinden sich sechs der Verurteilten im Gefängnis, die übrigen sechs auf freiem Fuß. Die Todesurteile waren bereits Ende
August verhängt worden. Sie mussten danach aber dem obersten Mufti als islamischem Rechtsgelehrten vorgelegt werden, der eine beratende Stellungnahme dazu abgab. Erst auf dieser Grundlage
bestätigte das Gericht in der nördlichen Provinz Sharkia die Urteile nun endgültig. Die Verurteilten haben die Möglichkeit, weitere Rechtsmittel einzulegen. Seit dem Sturz des demokratisch
gewählten islamistischen Staatschefs Mohamed Mursi nach Massenprotesten gegen seine Politik im Juli 2013 kämpfen die ägyptischen Sicherheitskräfte gegen einen Aufstand von Dschihadisten im
Land.
11.09.2015
Alabama: Todeskandidat Montez Spradley auf freiem Fuß
Neun Jahre hat der Afro-Amerikaner Montez Spradley in einem Gefängnis des US-Bundesstaates Alabama verbracht, dreieinhalb Jahre davon im Todestrakt. Der jetzt als unschuldig Entlassene war fälschlicherweise für schuldig befunden worden, eine 58-jährige Weiße ermordet zu haben. Hauptbelastungszeugin war seine Ex-Freundin, deren (Falsch-)Aussage - wie die Verteidiger Spradleys am Ende nachweisen konnten - mit 10.000 Dollar gekauft worden war. Die Geschworenen hatten sich im ursprünglichen Prozess im Übrigen mit 10 zu 2 Stimmen gegen ein Todesurteil ausgesprochen, wurden jedoch von der Richterin überstimmt - keine Seltenheit in Alabama: Über 20 Prozent der Todesurteile des Bundesstaates sind auf diese Weise verhängt worden. Die Liste der seit den 70er Jahren als unschuldig entlassenen Todestraktinsassen ist lang und enthält bereits 155 Namen; Montez Spradley dürfte in diesen Tagen dort ergänzt werden.
Weitere Informationen:
10.09.2015
Arkansas will nach 10 Jahren Hinrichtungen wieder aufnehmen
Seit 2005 wurde im US-Bundesstaat Arkansas kein Todesurteil mehr vollstreckt. Nun hat der Generalstaatsanwalt den Gouverneur darüber in Kenntnis gesetzt, dass man die für Hinrichtungen erforderlichen Chemikalien besorgt habe, und Hinrichtungstermine für acht Häftlinge beantragt, deren Berufungsverfahren durchlaufen sind. Gouverneur Hutchinson legte daraufhin die Termine fest, jeweils zwei an einem Tag in den Monaten Oktober bis Januar. Unter den von Arkansas zum Zweck der Hinrichtung angeschafften Drogen soll sich das umstrittene Midazolam befinden, das vom Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten in diesem Sommer allerdings erlaubt wurde.
10.09.2015
Weitere Hinrichtungen in Saudi-Arabien
Ein irakischer Staatsbürger, der wegen Mordes zum Tod verurteilt war, ist in Saudi-Arabien hingerichtet worden. Es war die 132. Exekution in Saudi-Arabien in diesem Jahr. Der Schafhirte Kazim
al-Abasi war für schuldig befunden worden, einen Saudi, mit dem er zusammenarbeitete, mit einem Hammer im Schlaf erschlagen zu haben. Bereits eine Woche zuvor wurde von einer Hinrichtung
berichtet, die einen saudischen Staatsbürger betraf: Mashari al-Shammari war wegen Mordes an einem Stammesbruder zum Tod verurteilt worden. Ende August waren zwei Pakistaner wegen
Drogenschmuggels hingerichtet worden.
Weitere Informationen:
10.09.2015
Weitere Hinrichtungen in Pakistan
In Pakistan sind zahlreiche weitere Todestraktinsassen gehängt worden: Von vier Exekutionen in verschiedenen Gefängnissen und Städten wurde am Donnerstag berichtet. Bereits am Tag zuvor ist von vier Hinrichtungen berichtet worden: Die Brüder Muhabat Ali und Muhammad Bashir wurden hingerichtet, weil sie 2001 ein anderes Brüderpaar in einem Streit über Eigentum getötet hatten. Ein Häftling namens Mubashir Hassan hatte 1999 einen Mann in einer persönlichen Auseinandersetzung getötet. Aslam Sial schließlich hatte 1992 ein Ehepaar während eines Raubes ermordet. Schon in der Vorwoche wurde Muhammad Sadiq wegen eines Mordes von 1999 gehängt. In den ersten Septembertagen wurde ebenfalls von mindestens sieben Exekutionen berichtet. Nach Jahren ohne Hinrichtungen hat Pakistan nach einem Terroranschlag der Taliban auf eine Schule mit rund 150 Toten im vergangenen Dezember die Exekutionen wieder aufgenommen. 236 zum Tod Verurteilte wurden seitdem gehängt, darunter lediglich 25 Terroristen.
Weitere Informationen:
PAKISTAN: FOUR MORE DEATH ROW CONVICTS HANGED
PAKISTAN: ONE MORE MURDER CONVICT HANGED IN SAHIWAL
07.09.2015
Ägypten: Todesurteile für neun Muslimbrüder
Ein ägyptisches Gericht hat neun Mitglieder der Muslimbruderschaft wegen Mordes zum Tod verurteilt. Die Richter sahen es am Montag als erwiesen an, dass die Islamisten im Februar 2014 einen Polizisten getötet haben. Dieser habe das Haus eines der Richter bewacht, die den islamistischen Ex-Präsidenten Mohammed Mursi im April zu 20 Jahren Haft verurteilt hatten, berichtete das Staatsfernsehen am Montag. Gegen das Urteil kann Berufung eingelegt werden. Eine Nachrichtenseite der Muslimbrüder, die nach dem Sturz Mursis 2013 zu Terroristen erklärt worden waren, verbreitete unter Berufung auf die Verteidiger der Verurteilten, diese seien nach dem Zufallsprinzip verhaftet und mit Folter zu Geständnissen gezwungen worden. Auch Menschenrechtsorganisationen haben den Prozess kritisiert. Ex-Präsident Mursi war im Juni in einem anderen Verfahren ebenfalls zum Tod verurteilt worden. Seit seinem Sturz bekamen auch Hunderte weitere Führer und Unterstützer der Bruderschaft vor Gericht die Todesstrafe.
07.09.2015
Am Montagmorgen sollen im Gefängnis von Karaj elf Häftlinge wegen Drogendelikten gehängt worden sein. Darunter war auch ein Lehrer, der fälschlicherweise von einem anderen wegen Drogendelikten
Angeklagten belastet worden sei. Zwei Tage zuvor soll der 45-jährige Majid Sasouli im Gefängnis von Zabol hingerichtet worden sein. Fünf Häftlinge sind entsprechenden Berichten zufolge am 2.
September im Gefängnis von Karaj gehängt worden, und ein halbes Dutzend Hinrichtungen sollen um den Monatswechsel in verschiedenen Städten ausgeführt worden sein.
Weitere Informationen:
IRAN: PRISONER HANGED IN ZABOL PRISON
IRAN: ANOTHER 5 PRISONERS HANGED COLLECTIVELY IN PRISON
IRAN: SIX PRISONERS HANGED
03.09.2015
South Carolina: Todesstrafe für Charleston-Attentäter gefordert
Die Staatsanwaltschaft im US-Bundesstaat South Carolina strebt die Todesstrafe für den mutmaßlichen rassistischen Attentäter von Charleston an. "Das war ein ultimatives Verbrechen, und die Justiz in unserem Staat fordert die ultimative Strafe", erklärte Staatsanwältin Scarlett Wilson am Donnerstag. Der 21-jährige Weiße Dylann Roof ist angeklagt, Mitte Juni während einer Bibelstunde in einer afroamerikanischen Kirche das Feuer eröffnet und neun Schwarze erschossen zu haben. In einem im Internet verbreiteten Manifest äußerte Roof rassistisches Gedankengut. Der mutmaßliche Attentäter muss sich wegen neunfachen Mordes, dreifachen versuchten Mordes und dem Einsatz einer Waffe für ein Gewaltverbrechen verantworten. Als vorläufiges Datum für den Prozessbeginn wurde der 11. Juli 2016 festgelegt. Neben dem Verfahren in South Carolina hat auch die Bundesjustiz wegen eines rassistischen Hassverbrechens Anklage gegen Roof erhoben.
02.09.2015
Missouri: Roderick Nunley hingerichtet
Am Dienstagabend wurde im US-Bundesstaat Missouri der 50-jährige Roderick Nunley mit einer tödlichen Injektion hingerichtet. Er hatte 1989 zusammen mit einem Komplizen ein 15-jähriges Mädchen,
das auf den Schulbus wartete, entführt. Das Opfer wurde durch die Täter vergewaltigt und erstochen und drei Tage später im Kofferraum des Wagens gefunden. Nunleys Anwälte versuchten mit letzten
Berufungen die Exekution zu verhindern, u.a. mit dem Argument, das Urteil sei rassistisch - die Täter sind beide schwarzer, das Opfer ist weißer Hautfarbe, eine klassische Konstellation.
Aus Richtung der Staatsanwaltschaft kam Kritik daran, dass es rund 25 Jahre gedauert hat, das Urteil endlich zu vollstrecken. Die Täter seien schließlich geständig gewesen, sodass die Schuldfrage
nicht in Frage stand. Nunley verzichtete auf ein letztes Statement. Sein Komplize Michael Taylor war bereits letztes Jahr hingerichtet worden.
01.09.2015
Weitere Hinrichtungen im Iran - auch öffentlich
In der Stadt Bandar Abbas wurde ein Gefangener mit den Initialen A.Gh. öffentlich an einem Kran gehängt. Er war wegen Entführung, Vergewaltigung und bewaffneten Raubes zum Tod verurteilt. Vier
Häftlinge sollen zwischen dem 26. August und 1. September in den Gefängnissen von Tabriz und Sanandaj gehängt worden sein. Am 29. August soll ein Häftling mit den Initialen A.Z. im Gefängnis von
Bandar Abbas gehängt worden sein. Entsprechenden Berichten zufolge sind am vergangenen Mittwoch sieben Häftlinge im Gefängnis von Kermanshah hingerichtet worden. Am selben Tag sei der kurdische
politische Gefangene Behrouz Alkhani im Gefängnis von Urmia zusammen mit fünf weiteren Verurteilten gehängt worden.
Weitere Informationen:
Four Prisoners Executed in East
Azerbaijan and Kurdistan Provinces
Southern Iran: One Prisoner
Executed and One Prisoner Pardoned for Murder Charges
Seven Prisoners Executed in
Western Iran
Kurdish Political Prisoner
Behrouz Alkhani Executed Along With Five Other Prisoners
01.09.2015
Neues Beweismaterial im Fall Richard Glossip?
Richard Glossip soll am 16. September durch den US-Bundesstaat Oklahoma hingerichtet werden - für einen Mord, den er in Auftrag gegeben haben soll. Einziges ihn belastendes Element ist die Zeugenaussage des tatsächlichen Täters Justin Sneed. Die Ordenssschwester und Anti-Todesstrafen-Aktivistin Helen Prejean und die Schauspielerin Susan Sarandon, die Prejean im Film "Dead Man Walking" verkörperte, setzen sich beide für Glossip ein und legten ihre Position am Montag in einer Fernsehsendung ausführlich dar. Auch Glossips Verteidiger waren anwesend. Sie haben ein 43-seitiges Dokument zusammengestellt mit acht verschiedenen Aussagen des Täters Justin Sneed, die er gegenüber Polizei, Verwandten und im Prozess gemacht hat und die sich massiv widersprechen. Die Unterstützer Glossips erklären, man könne nicht Sneed als Belastungszeugen Glauben schenken, wenn er acht unterschiedliche Versionen der Tat erzählt hat, und Glossips Unschuldsbezeugungen als gelogen bewerten. Gouverneurin Mary Fallin, die bislang einen 60-Tage-Aufschub für Glossip abgelehnt hat, signalisierte eine Meinungsänderung für den Fall, dass die Verteidiger neues Beweismaterial vorlegen könnten.
Weitere Informationen und Aktionen:
Sister Helen Prejean über Richard Glossip
Nachrichten des Vormonats finden Sie im Archiv: August 2015